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Puschkin der Bordhund vom Landungsboot “Salamander”
 
In den 60ziger Jahren gab es auch beim Landungsgeschwader in W’haven auf dem Boot Salamander einen Bordhund Namens “ Puschkin ”. Er war ein kräftiger Spitz unbekannter Herkunft. Puschkin war einer von vielen Bordhunden, die beim 2.Landungsgeschwader in W’haven zu Hause waren.
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Die Geschichte von Puschkin, erlebt vom Puster Paul Jäkel: Puschkin kam im Herbst 1962 an Bord. Wir lagen mit dem Salamander in Bremerhaven in der Werft, als eines Tages ein Heizer den kleinen Spitz an Bord brachte.
 
Er konnte nur wenigeWochen oder Tage alt gewesen sein. Jedes Besatzungsmitglied hat dieses kleine, weiße Wollknäuel mit den dunklen Augen und der dunklen Nase sofort ins Herz geschlossen. Ein Name war schnell gefunden. An Bord waren sowohl Puschkin mit Kirsche als auch Whisky zwei beliebte Getränke. Einen Whisky gab es schon auf der Gorch Fock, also nannten wir unseren Bordhund ”Puschkin”. Während der Werftliegezeit war Puschkin die meiste Zeit im Heizerdeck und bekam dort, wie es einem echten Seemann zusteht, sein Bier (in einem Aschenbecher) serviert. Nach dem Ausdocken und der anstehenden Fahrt in die Nordsee kam die Frage auf: Wohin mit Puschkin? Ihn allein im Heizerdeck zu lassen kam nicht in Frage.Auf die Brücke? Zu gefährlich für Mensch und Tier.Also blieb nur der Funkraum. Der ist während der Fahrt immer besetzt und immer schön warm. So kam es, das Puschkin seine erste Seefahrt bei mir im Funkraum verbrachte.
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”Puschkin” auf seinem Lieblingsplatz unter dem Empfänger
denn auf dem Schreibtisch unter einem Empfänger wurde sein Lieblingsplatz. Solange er so klein war und unter den Empfänger passte, genoss er regelmäßig die Wärme, die der Empfänger abstrahlte.Als er größer wurde, versuchte er zwar weiterhin unter den Empfänger zu kriechen, musste mit zunehmendem Alter jedoch seinen Lieblingsplatz aufgeben. Im Laufe der Zeit gewöhnte ich Puschkin an einen ganz bestimmten Pfiff. Wenn er den hörte, kam er sofort zu mir gelaufen. Er wusste dann, wir laufen aus, ich muss in den Funkraum. Wir waren ein gut eingespieltes Team. Im Frühjahr 1963 kam dann die Trennung. Ich wurde zum 7.Schnellbootgeschwader nach Kiel versetzt. Im Sommer 1963 gab es noch einmal ein Wiedersehen. Der Salamander machte schrägge genüber von uns an der Tirpitzmole fest. Ich wartete, bis die Stelling ausgebracht war und pfiff wie früher. Puschkin spitzte die Ohren und schaute in alle Richtungen. Nach dem zweiten Pfiff sah er mich. Nun gab es kein Halten mehr. Er rannte über die Stelling auf die Pier direkt zu mir aufs Boot. Er hatte mich also nicht vergessen. Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten riesig. Er sprang immer wieder an mir hoch und konnte sich gar nicht beruhigen. Das war meine letzte Begegnung mit Puschkin. Mit besten Grüßen Paul und Dirk Jäkel
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Bordhund Puschkin Bier und Hosenbeine
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Von unseren Bordhund habe ich folgendes zu berichten.Er war ein ältlicher schmutzig- weißer Spitz mit dem sinnigen Namen “Puschkin”. Von allen verwöhnt, verhätschelt, betatscht und versaut, war er gewiß schon etwas “denaturalisiert”. Außerdem haben sie dem armen Tier auch noch das Saufen beigebracht. Sehr gerne nahmen wir ihn öfters mit an Land, konnte er sich dann endlich einmal so richtig auspinkeln und seine Tretminen nicht mehr überall an Bord verbreiten. Wenn wir dann irgendwo einkehrten, ließen wir uns einen sauberen Aschenbecher geben, der mit Bier gefüllt wurde. Nach zwei/drei Aschenbechern hatte er genug, sank auf den Bauch und ließ seine vier Pfoten nach allen Seiten abstehen. Die restliche Zeit mußten wir den schnarchenden Hund dann unter den Arm geklemmt mit uns herumschleppen, oder ihn eben mit dem Taxi an Bord zurückschicken, wenn er uns zu lästig wurde. Ich weiß, das war nicht nett, aber “Puschkin” soll uralt geworden sein und hat noch manche Nachfolgebesatzungen erfreut bzw. verschlissen. Herrchen oder Alphawolf war der am nächsten Stehende oder derjenige, der das leckerste Häppchen verteilen konnte.
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Die Ruheplätze für unseren “Puschkin” an Bord wechselten häufig, je nach Geduld des jeweiligen Kojeninhabers, auf dessen Beinen er es sich gemütlich zu machen pflegte. Er lag dann dort wie ein zentnerschwerer Klotz am Bein, schränkte die ohnehin enge Bewegungsfreiheit noch mehr ein und verkürzte die Nachtruhe nicht unerheblich. Wenn man dann des Nachts ein dumpfes Bumsen, ein kurzes Jaulen hörte, wußte man ” aha” Puschkin wurde irgendwo wieder einmal brutal aus einer Koje geschubst und wenn man “Glück” hatte, war man selbst der nächste Auserwählte.
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Aufgrund seiner langen Bordzugehörigkeit--er hatte schon einige Vorgänger- besatzungen verschlissen - besaß “Puschkin” sogar einen von der Besatzung verliehenen militärischen Rang!! Er war “Hauptgefreiter” und damit gewissermaßen der Vorgesetzte von den meisten unserer Leute! Dies wurde kenntlich durch einen blauen Marineexkragen mit drei Rangstreifen an jeder Seite, den er zu offiziellen Anlässen in seiner Maskottchenfunktion immer um den Hals trug. An Land mitgenommen, legten wir ihm ab und zu seinen Exkragen um, womit er für einiges Aufsehen bei den “Landratten” sorgte. Eine Vorgängerbesatzung hatte mit Puschkin folgende Erlebnisse. So tönte es einmal lautstark über den Decklautsprecher: Die gesamte Mannschaft in erster Garnitur heraustreten ins Ladedeck!" Dies geschah immer zu offiziellen Anlässen, auch zu öffentlich verkündeten Disziplinarstrafen. Alle standen da in Reih und Glied, jeder auf seinem Platz, und harrten der Neuigkeiten, von denen niemand etwas genaues wußte. Der Alte erschien mit krampfhaft ernster Mine und dem 1.Offizier, aha, sicher ein Diszi für einen Befehlsverweigerer, Landgangüberschreiter oder sonstigen Frevel. Nun wurde ”Puschkin” mit angelegten Exkragen und an der Leine vom Bootsmann vorgeführt. Wegen tätlichen Angriffs auf einen Vorgesetzten wird hiermit der Hauptgefreite ”Puschkin” zum Obergefreiten degradiert, zur Warnung und zur Läuterung aller!", sprach der Alte mühsam den Ernst in der Stimme wahrend, unter glucksendem Gekicher aller so Gewarnten. Die Strafe wurde umgehend durch den Bootsmann vollstreckt. Mit eine Schere schnitt er dem freundlich schwanzwedelnden “Puschkin” je einen seiner Streifen vom Exkragen. Das aufsässige Tier hatte zuvor die Hose des Alten ruiniert und ihm mit seinem lückenhaften Gebiß ein Triangel hineingerissen. Unglücklicherweise steckte der Kommandant aber noch in dieser Hose, der mit seinem abwehrend schlenkernden Bein das Übel dadurch noch verschlimmerte. Den wahren Grund der Puschkin-Attacke wußte niemand, ggf. senil-degenerative Erscheinungen, oder die ansteckende allgemeine Abneigung gegenüber den Kommandanten? Starker Seegang, bei dem viele von uns grünlich im Gesicht wurden, war für unseren “Puschkin” erst recht kein Vergnügen. Nicht, daß sein weiß-schmuddeliges Fell grünlich wurde, sondern weil er sich mit seinen vier Pfoten nicht mehr so richtig festhalten konnte. Der einzige Ort, an den er sich bei schwerer See flüchtete und sicher fühlte, war die Brücke. Eine Zeit lang ging das gut und er rannte geduldig “bergab”, d.h. in die Richtung, in die das Boot sich neigte. An der einen Seite verharrend, bis das Boot den Höhepunkt seiner Neigung, gelegentlich bis über 30°, erreicht hatte. Krängte das Boot auf die andere Seite, tapp, tapp, tapp, bergab bis zum Schott;
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einen Moment “Ruhe”, tapp, tapp tapp, wieder zurück,....usw.... Kurz bevor der arme Hund genug von seinem Wechseljogging hatte, bekam er einen glasigen Blick und sprang dann in seiner hilflosen Panik mit einem Riesensatz auf den Schoß des Rudergängers.”Puschkin” krallte sich wie eine Katze fest und war bis zum Abflauen des Sturms dort nicht mehr hinunterzubewegen. Der Rudergänger klammerte sich also mitsamt Hund auf dem Schoß, mit seinen Beinen an den Barhocker, mit einem Arm um ein durchlaufendes Rohr und mit dem anderen Arm versuchte er das Boot zu steuern;....nur im Zirkus gibt es bessere Nummern! Der Posten Maschinentelegraph war, wie oben bereits beschrieben, ohnehin nicht mehr zu gebrauchen und daher in diesem Moment nicht hundetauglich. Auch auf weiteren Einheiten der Bundesmarine gab es gelegentlich Bordhunde als Maskottchen. Ein Nachbarboot beherbergte eine Freundin unseres “Puschkin”, namens “Susi", die von unserem ältlichen Spitz regelmäßig Herrenbesuch erhielt. Auf der “Gorch Fock” gab es einen weiß/schwarzen “Terrier-Mischling”?? mit dem phantasievollen Namen “Whisky”. Ähnlich wie unser “Puschkin” war er auch schon etwas aus der Art geschlagen. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen bestand darin, Seifenwasser zu schlabbern. Das Teakholzdeck der “Gorch Fock” mußte mit Bimsstein, dem sogenannten Gebetbuch, und Unterstützung von Piasavabesen, sowie reichlich Seifenwasser weiß geschrubbt werden. Mitunter wurde dabei das lustige Liedchen geträllert: Mit dem Bimsstein in der Hand scheuern wir das Deck mit Sand, “Whisky” berauschte sich förmlich daran, soviel Seifenwasser aufzuschlabbern, bis er rund und kugelig aussah. Äußerlich wurde er davon allerdings nicht weißer, dafür konnte er dann aber wahrscheinlich Seifenblasen pupsen! Von anderen Schiffe gab es ebenfalls reichlich Gerüchte über etwas degenerierte Bordhunde. So wurde von leichtsinnigen Vierbeinern erzählt, die durch starken Seegang auf Nimmerwiedersehen über die Kante katapultiert wurden. Ein anderer soll so fett gewesen sein, daß man ihn zum Gassi gehen an Deck tragen oder rollen mußte. Im allgemeinen hatten die Schiffsführungen ungern Tiere an Bord, wenn sie nicht gerade ausgewiesene Tierfreunde waren. Sie störten den Schiffsbetrieb, waren meist im Wege und verunzierten mit ihren Tretminen oft die frisch gereinigten Decks, oder lösten mit ihrem Ammoniakhaltigen Urin die Farbe an. |
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Werftliegezeit!! Eine der schönsten Zeiten während meiner Bordphase war die Werftliegezeit in Emden
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Puschkin und die Himmelfahrtstour 1968 Hier eine kleine Geschichte über Puschkin von einem Heizer der 1,5 Jahre auf Salamander gefahren und Puschkin sehr zugetan war.
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Das Foto zeigt den OGfr.Hans-Jörg Morell mit Heizer Kollegen, 1968 auf einer Himmelfahrtstour mit den Hauptgefreiten Puschkin als stolzer Bootskäpten, in rasanter Fahrt durch unbekannte Gewässer. Hans-Jörg sagte, dass während seiner gesamten Dienstzeit auf Salamander der Puschkin immer an Bord war (Bis auf ein paar kleine Ausbüchser von denen er aber immer wieder nach Hause fand.
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Text und Bilder wurden von Willi Mantow, der 1965/66 auf LB- Salamander fuhr und seine Erlebnisse in einem Buch niederschrieb, für die Bordhunde HP zur Verfügung gestellt.
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Eine Seefahrt die ist lustig..
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